DEUTSCHES ARCHIV
Seite 165
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PETER HÜBNER • PREIS DER FREIHEIT – DAS PROGRAMMIERTE VIERTE REICH
Die antidemokratische politische Praxis in Deutschland
Teil 2   •   DIE DEUTSCHE KULTURSTIFTUNG
Eine freie Jugendorganisation attackiert die „freie soziale“ Marktwirtschaft
in der Bundesrepublik Deutschland mit der Menschenwürde


Ein ent­spre­chend ab­ge­stimm­tes Schrei­ben vom 13. April 1976 flat­ter­te der WYMS vom DEUT­SCHEN IN­DU­STRIE- UND HAN­DELS­TAG ins Haus und sei hier im fol­gen­den der gu­ten Ord­nung hal­ber – um al­len De­men­tie­run­gen und Lü­gen­mär­chen vor­zu­beu­gen – eben­falls ab­ge­druckt:

Brief des DEUTSCHEN INDUSTRIE-
UND HANDELSTAGS an die WYMS
„Wir ha­ben den In­halt Ih­rer Schrei­ben vom 26.10.1975, 9. 1. 1976 und 1. 3. 1976 an Herrn Otto Wolff von Ame­ron­gen zur Kennt­nis ge­nom­men.

Der Wir­kungs­be­reich und die Vor­stel­lun­gen Ih­rer Ver­ei­ni­gung las­sen ein Ein­tre­ten für Zie­le er­ken­nen, die, bei un­be­strit­ten all­ge­mein mensch­li­chem Stel­len­wert, in ih­rer Kon­zep­tion dem Auf­ga­ben­be­reich der Wirt­schafts­or­ga­ni­sa­tion so fern lie­gen, daß Sie von die­sen ei­ne För­de­rung nicht er­war­ten kön­nen. Wir wür­den da­mit die ge­setz­li­chen Grund­la­gen ver­las­sen, auf de­nen die Tä­tig­keit un­se­rer Mit­glie­der, der In­du­strie- und Han­dels­kam­mern, als Kör­per­schaf­ten des öf­fent­li­chen Rechts, be­ruht. Un­ser ei­ge­ner Etat be­steht aus Bei­trä­gen die­ser Kam­mern, die ih­rer­seits in ih­rer Aus­ga­ben­po­li­tik durch Rechts­vor­schrif­ten ge­bun­den sind und der Staats­auf­sicht un­ters­tehen. Da­ran än­dert auch nichts ent­schei­dend, daß Sie die Ar­gu­men­ta­tion für Ih­re Zie­le uns ge­gen­über auch auf wirt­schafts­po­li­ti­sche Grund­sät­ze ab­stel­len.

Auf­grund un­se­rer Auf­ga­ben­stel­lung se­hen wir da­her kei­ne Mög­lich­keit, Ih­re Zie­le zu för­dern.“


Ende des Zitats


Wenn die Zie­le ei­ner frei­en und un­ab­hän­gi­gen bür­ger­li­chen de­mo­kra­ti­schen Be­wußt­seins- und Kre­a­ti­vi­täts­ent­wick­lung, ei­ner prak­ti­schen bür­ger­li­chen Ver­wirk­li­chung der Grund­rech­te des Men­schen, ei­ner frei­en bür­ger­li­chen Ge­wis­sens- und Wil­lens­bil­dung: ei­ner all­ge­mei­nen staats­bür­ger­li­chen Leis­tungs­ent­wick­lung:

„in ih­rer Kon­zep­tion dem Auf­ga­ben­be­reich der Wirt­schafts­or­ga­ni­sa­tio­nen so fern­lie­gen“, daß man von die­sen ein ak­ti­ves In­te­res­se da­ran „nicht er­war­ten“ kann,

wenn die Wirt­schafts­or­ga­ni­sa­tio­nen we­gen der Zie­le ei­ner frei­en und un­ab­hän­gi­gen bür­ger­li­chen de­mo­kra­ti­schen Be­wußt­seins- und Kre­a­ti­vi­täts­ent­wick­lung, ei­ner prak­ti­schen bür­ger­li­chen Ver­wirk­li­chung der Grund­rech­te des Men­schen, ei­ner frei­en bür­ger­li­chen Ge­wis­sens- und Wil­lens­bil­dung: ei­ner all­ge­mei­nen staats­bür­ger­li­chen Leis­tungs­ent­wick­lung:
„die ge­setz­li­chen und sat­zungs­mä­ßi­gen Grund­la­gen ver­las­sen, auf de­nen“ ih­re „Tä­tig­keit wie auch die“ ih­rer „Mit­glieds­ver­bän­de“ be­ruht,

wenn den Wirt­schafts­or­ga­ni­sa­tio­nen „durch klar de­fi­nier­te Sat­zungs­auf­la­gen en­ge Gren­zen ge­zo­gen“ sind, „die kei­nen Raum für ei­ne“ freie und un­ab­hän­gi­ge bür­ger­li­che de­mo­kra­ti­sche Be­wußt­seins- und Kre­a­ti­vi­täts­ent­wick­lung, ei­ne prak­ti­sche bür­ger­li­che Ver­wirk­li­chung der Grund­rech­te des Men­schen, ei­ne freie bür­ger­li­che Ge­wis­sens- und Wil­lens­bil­dung: ei­ne all­ge­mei­ne staats­bür­ger­li­che Leis­tungs­ent­wick­lung „be­läßt“ – da die­se Art de­mo­kra­ti­scher Grund­sät­ze in der Pra­xis mit ih­rer „Auf­ga­ben­stel­lung nicht di­rekt ver­bun­den sind“, dann fra­ge ich mich, wie der BUN­DES­VER­BAND DER DEUT­SCHEN IN­DU­STRIE und des­sen MIT­GLIEDS­VER­BÄN­DE so­wie de­ren MIT­GLIEDS­UN­TER­NEH­MEN zum „Men­schen“ ste­hen – im Un­ter­schied zur „Ma­schi­ne“.

Mit sol­cher Art of­fi­zi­ell be­kun­de­ter ma­te­ri­a­lis­ti­scher, mensch­lich völ­lig rück­sichts­lo­ser Ge­sin­nung wur­den be­son­ders auch zur Zeit des Drit­ten Rei­ches un­zäh­li­ge un­schul­di­ge Men­schen – Ge­fan­ge­ne er­ober­ter Ge­bie­te oder Min­der­hei­ten, wie die Ju­den, und po­li­ti­sche Ge­fan­ge­ne: An­ders­sei­en­de und An­ders­den­ken­de aus dem ei­ge­nen Land – als „Men­schen­ma­te­rial“ und „Ar­beits­kräf­te“ un­ter der Schirm­herr­schaft der WIRT­SCHAFTS­VER­BÄN­DE in de­ren MIT­GLIEDS­GROSS­UN­TER­NEH­MEN zu To­de „ge­wirt­schaf­tet“: Män­ner, Frau­en und Kin­der glei­cher­ma­ßen.

Wenn sich bei die­ser Art Grund­ein­stell­ung der BUN­DES­VER­BAND DER DEUT­SCHEN IN­DU­STRIE im Na­men sei­ner MIT­GLIEDS­VER­BÄN­DE und sei­ner MIT­GLIEDS­FIR­MEN noch auf die all­ge­mei­nen „ge­setz­li­chen Grund­la­gen“ der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land so­wie auf die „sat­zungs­mä­ßi­gen Grund­la­gen“ sei­nes VER­BAN­DES be­ruft und of­fi­zi­ell un­ver­blümt be­kun­det, daß er bei ei­ner Ge­sin­nungs­än­de­rung von dik­ta­to­ri­schen Wert­vor­stel­lun­gen zu de­mo­kra­ti­schen Wer­ten hin „die ge­setz­li­chen und sat­zungs­mä­ßi­gen Grund­la­gen ver­las­sen“ wür­de – dann of­fen­bart er da­mit ei­ne für das gan­ze ei­ge­ne Land und für al­le an­de­ren Na­tio­nen le­bens­ge­fähr­li­che, furcht­ba­re Wahr­heit.

Und wenn sich zu die­ser glei­chen un­mensch­li­chen Grund­ein­stell­ung auch der DEUT­SCHE IN­DU­STRIE- UND HAN­DELS­TAG im Na­men sei­ner MIT­GLIE­DER, der IN­DU­STRIE- UND HAN­DELS­KAM­MERN, ne­ben den all­ge­mei­nen „ge­setz­li­chen Grund­la­gen“ der BUN­DES­RE­PU­BLIK DEUTSCH­LAND auch noch auf die Tat­sa­che be­ruft, daß es sich bei ih­ren MIT­GLIE­DERN ja be­son­ders auch um „KÖR­PER­SCHAF­TEN DES ÖF­FENT­LI­CHEN RECHTS“ han­de­le und daß sie ge­ra­de des­halb dann: „die ge­setz­li­chen Grund­la­gen ver­las­sen“ wür­den, wenn sie von dik­ta­to­ri­schen Wert­vor­stel­lun­gen zu de­mo­kra­ti­schen Wer­ten hin um­schwenk­ten, dann of­fen­bart auch er mit­samt sei­nen öf­fent­lich-recht­li­chen, „der Staats­auf­sicht un­ter­ste­hen­den“ bun­des­weit eta­blier­ten IN­DU­STRIE- UND HAN­DELS­KAM­MERN ei­ne für den ein­zel­nen Bür­ger, des­sen Fa­mi­lie, des­sen Freun­de, so­wie für al­le Bür­ger un­se­res Lan­des und auch für die Men­schen al­ler Na­tio­nen der Welt grau­en­haf­te, erst ein­mal nie­der­schmet­tern­de Wahr­heit.







Mit freundlicher Genehmigung des HESSISCHEN LANBOTEN
© 1998-