DEUTSCHES ARCHIV
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PETER HÜBNER • PREIS DER FREIHEIT – DAS PROGRAMMIERTE VIERTE REICH
Die antidemokratische politische Praxis in Deutschland
Teil 2   •   DIE DEUTSCHE KULTURSTIFTUNG
Die Deutsche Kulturstiftung in der staatsfreien Zone


Der Rich­ter war schließ­lich so völ­lig durch­ein­an­der ge­ra­ten, daß er mich frag­te, was ich denn jetzt zu sa­gen ha­be.

Und so nahm ich dann die­se Ge­le­gen­heit wahr, dem Hauptzeu­gen ge­gen mich, je­nem adrett gedress­ten Re­prä­sen­tan­ten der Pres­se, mei­ne An­er­ken­nung für ih­rer al­ler Leis­tung aus­zu­spre­chen und sein Be­mü­hen so­wie das­je­ni­ge sei­ner Zunft um „Ge­rech­tig­keit“ in un­se­rem Staa­te zu wür­di­gen – hat­te er sich doch, ne­ben vie­len wei­te­ren Kol­le­gen, mit so­viel Fleiß über so lan­ge Zeit be­müht, im gan­zen Lan­de ir­gend­wel­ches Ma­te­ri­al ge­gen mich bzw. uns zu­sam­men­zu­tra­gen, dies al­les ko­or­di­niert, und hat­te er nun die Früch­te ih­rer Mis­si­on vor sich auf dem Tisch zu ei­nem be­ein­dru­cken­den Berg auf­ge­häuft wie beim Turm­bau zu Ba­bel – wo­rauf der ad­ret­te Me­dien­ver­tre­ter dann sei­ner­seits so­fort wie­der die güns­ti­ge Ge­le­gen­heit er­griff, um er­neut die Vor­füh­rung je­nes si­cher­lich mit gro­ßen In­ve­sti­tio­nen ver­bun­de­nen auf­ge­häuf­ten Mam­mut­wer­kes zu ver­su­chen.

„Wann sol­len wir uns denn das al­les an­hö­ren?“ rief der Rich­ter, für den das ver­nich­ten­de Ur­teil oh­ne­hin schon vor­pro­gram­miert schien – sei­nen Blick auf den schie­fen, ho­hen Turm der mög­li­cher­wei­se zum gro­ßen Teil lee­ren Ton­band­spu­len mit den an­geb­lich be­las­ten­den Auf­zeich­nun­gen ge­rich­tet – über­zeu­gend in die Be­su­cher­rän­ge.

„Las­sen Sie uns doch die Sa­chen hö­ren“, er­laub­te ich mir nun auch noch mei­ner­seits die ket­ze­ri­sche Be­mer­kung, denn ich woll­te auf die­se Wei­se auch ein­mal ei­nen Ein­blick in das ver­leum­de­ri­sche Ar­chiv­ma­te­rial der Me­dien er­hal­ten.
„Das in­te­res­siert uns doch! Wo doch so­viel Ar­beit dar­in steckt!.“

Aber der Rich­ter würg­te un­ser Be­geh­ren barsch ab, wäh­rend die Schöf­fen dis­kret zur Sei­te blick­ten – so, als hät­ten sie mit dem gan­zen Tri­bu­nal nichts zu tun und sä­ßen nur aus pu­rem Zu­fall hier in die­ser für das ho­he Ge­richt im­mer pein­li­cher sich ent­wi­ckeln­den Ver­hand­lung, über wel­che sie in­ner­lich wohl auch schon ihr kla­res Ur­teil ge­fällt hat­ten.







Mit freundlicher Genehmigung des HESSISCHEN LANBOTEN
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