DEUTSCHES ARCHIV
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PETER HÜBNER • PREIS DER FREIHEIT – DAS PROGRAMMIERTE VIERTE REICH
Die antidemokratische politische Praxis in Deutschland
Teil 3   •   VERTRETER DES VOLKES – Die Goldene Partei Deutschlands
Die Internationale Agentur der beiden bundesdeutschen ökumenischen Supermächte


Wie hat­te uns das AUS­WÄR­TI­GE AMT noch am 19. De­zem­ber 75 so freund­lich – um Wäh­ler­stim­men für die F.D.P. buh­lend – fol­gen­den Brief ge­schrie­ben:


Brief des AUSWÄRTIGEN AMTES
an den PRÄSIDENTEN DER WYMS
Der Herr Bun­des­mi­nis­ter des Aus­wär­ti­gen und Bun­des­vor­sit­zen­de der F.D.P. hat mich be­auf­tragt, den Er­halt Ih­res Schrei­bens vom 21. Ok­to­ber 1975 zu be­stä­ti­gen.

Ohne im ein­zel­nen auf Ih­re Vor­stel­lun­gen ein­ge­hen zu kön­nen, möch­te ich Sie dar­auf hin­wei­sen, daß Herr Gen­scher sich seit Jah­ren da­für ein­setzt, an­ste­hen­de Pro­ble­me nach dem li­be­ra­len Grund­satz „Mehr Ver­nunft, mehr Frei­heit, mehr Ge­rech­tig­keit und mehr Chan­cen­gleich­heit“ zu lö­sen. Dies for­dern auch die Frei­bur­ger The­sen vom Ok­to­ber 1971, mit de­nen die Frei­en De­mo­kra­ten ih­re ge­sell­schafts­po­li­ti­schen Zie­le for­mu­liert und zu­gleich klar­ge­stellt ha­ben, daß sie sich nicht an Theo­rien, son­dern an Tat­sa­chen hal­ten wol­len.

Erst vor kur­zem hat Herr Gen­scher auf dem F.D.P.-Bun­de­spar­teit­ag in Mainz hier­zu wie­der­holt, was in vie­ler Hin­sicht auch als Ant­wort auf die in Ih­rem Schrei­ben auf­ge­wor­fe­nen Fra­gen gel­ten kann: „Nie wird man die Li­be­ra­len da fin­den, wo die so ein­fa­chen und doch so fal­schen Pa­ro­len aus­ge­ge­ben wer­den, wo die po­li­ti­schen Wun­derdok­to­ren der stau­nen­den Men­ge ih­re All­heil­mit­tel an­prei­sen und wo Re­zep­tu­ren ein­an­der zum Ver­wech­seln ähn­lich sind. Frei­heit in un­se­rer Ge­sell­schaft ist Ent­schei­dungs­frei­heit für den ein­zel­nen, sie kann und sie soll ihm nicht durch noch so gro­ße und noch so ein­fluß­rei­che Or­ga­ni­sa­tio­nen ab­ge­nom­men wer­den.“



Ende des Zitats


Und am 9. Feb­ru­ar 76 hat­ten wir dann schließ­lich nach un­se­ren dras­ti­schen Er­fah­run­gen mit der un­de­mo­kra­ti­schen Wirk­lich­keit mit fol­gen­dem Brief ge­ant­wor­tet:


Brief der WYMS an den BUNDESMINISTER DES AUSWÄRTIGEN
An den
Bundesminister
des Auswärtigen
Herrn Hans-Dietrich Genscher
Adenauerallee 99-103

5300 Bonn
9. Feb. 76


„Nicht die Hilfe unserer Freunde hilft uns,
sondern das Vertrauen auf ihre Hilfe.“
Epikur


Sehr geehrter Herr Minister Genscher,

der Prä­si­dent un­se­rer Or­ga­ni­sa­ti­on, Herr Hübner, hat uns be­auf­tragt, Ih­nen fol­gen­des mit­zu­tei­len:

Am 21. Okt. 75 sand­ten wir Ih­nen als dem Bun­des­mi­nis­ter des Aus­wär­ti­gen ei­nen Brief, in wel­chem wir Sie über un­se­re In­ten­tio­nen in­for­mier­ten, um mit Ih­rem Mi­nis­te­ri­um im Rah­men der prak­ti­schen Ver­wirk­li­chung un­se­rer Ziel­set­zun­gen in ei­ne frucht­ba­re Ko­ope­ra­tion zu tre­ten.

In Ih­rem Ant­wort­schrei­ben vom 19. Dez. 75 ge­hen Sie lei­der auf un­se­ren Brief nicht ein, son­dern in­for­mie­ren uns statt­des­sen über Ih­re par­tei­po­li­ti­schen In­ten­tio­nen und Ak­ti­vi­tä­ten.

Ur­sprüng­lich er­hoff­ten wir, daß Sie uns als Mit­strei­ter bei Ih­rer ver­ant­wor­tungs­vol­len Tä­tig­keit in un­se­rem Staa­te er­ken­nen und nicht un­ser Ko­ope­ra­ti­ons­an­ge­bot ab­tun mit ei­ner Be­mer­kung wie „ohne im ein­zel­nen auf Ih­re Vor­stel­lun­gen ein­ge­hen zu kön­nen“.

Es ver­wun­dert uns, daß Sie dar­über hin­aus uns ge­gen­über nicht nur die Op­po­si­ti­on, son­dern auch Ih­re Koa­li­ti­ons­part­ner als „All­heil­mit­tel“ an­prei­sen­de po­li­ti­sche „Wun­derdok­to­ren“ dar­stel­len und uns Staats­bür­ger als „stau­nen­de Men­ge“ ver­ste­hen.

Wie Sie wis­sen, wünscht sich die Ju­gend Per­sön­lich­kei­ten im Blick­feld der Öf­fent­lich­keit, die sich be­son­ders durch Cha­rak­ter­stär­ke, Her­zens­bil­dung, na­tür­li­ches Ge­rech­tig­keits­emp­fin­den, In­tel­li­genz, Kre­a­ti­vi­tät und Lo­ya­li­tät aus­zeich­nen.

In die­sem Sin­ne schrie­ben wir Ih­nen in un­se­rem Brief: „Die Ju­gend war­tet auf den um­fas­sen­den Fort­schritt, und wir möch­ten, daß die­ser Fort­schritt von Ih­nen aus­geht.“

Nun füh­len wir bei Ih­nen kei­ner­lei Be­reit­schaft, Ih­rer Ver­pflich­tung als Staats­mann nach­zu­kom­men und die Ih­nen zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mög­lich­kei­ten recht­schaf­fen zur För­de­rung ei­ner men­schen- und völ­ker­ver­bin­den­den Ak­ti­vi­tät ein­zu­set­zen.
Als Ver­tre­ter ei­ner po­li­tisch und kon­fes­si­o­nell nicht ge­bun­de­nen Or­ga­ni­sa­tion sind wir dar­über hin­aus durch Ih­re par­tei­po­li­ti­sche Stra­te­gie bei der kor­rek­ten Ver­wirk­li­chung un­se­rer Ziel­set­zun­gen dem Aus­wär­ti­gen Amt ge­gen­über be­fan­gen.

Wir zie­hen es des­halb mo­men­tan vor, mit den Fach­be­reichs­lei­tern Ih­res Mi­nis­te­ri­ums Kon­takt auf­zu­neh­men, von de­nen wir er­hof­fen, daß sie ei­ne funk­ti­ons­ge­rech­te­re, ord­nungsbe­wuß­te­re Hal­tung ein­neh­men.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre WYMS

   i. A.      i. A.
Prä­si­di­al­haupt­ab­tei­lung
Or­ga­ni­sa­ti­ons­grup­pe Recht




Ende des Zitats








Mit freundlicher Genehmigung des HESSISCHEN LANBOTEN
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