DEUTSCHES ARCHIV
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PETER HÜBNER • PREIS DER FREIHEIT – DAS PROGRAMMIERTE VIERTE REICH
Die antidemokratische politische Praxis in Deutschland
Teil 2   •   DIE DEUTSCHE KULTURSTIFTUNG
Das Kulturelle Superding von Bund und Ländern


Un­se­re von un­se­ren Vä­tern und Müt­tern über un­zäh­li­ge Ge­ne­ra­tio­nen hin­weg lie­be­voll und mit äu­ßers­ter Sorg­falt ge­hü­te­te und an uns als ih­re wah­ren Ver­wand­ten über­ant­wor­te­te al­te deut­sche Kul­tur- und Kunst­tra­di­tion er­weist sich heu­te – nach ge­naue­rer, ob­jek­ti­ver wis­sen­schaft­li­cher Prü­fung und ohne den Druck ideo­lo­gisch ge­färb­ter aus­län­di­scher In­sti­tu­tio­nen – über­haupt nicht mehr als mit ei­ner „Re­li­gi­on“ oder gar mit ei­ner „Welt­an­schau­ung“, ei­nem „Glau­ben“ ver­gleich­bar, son­dern sie of­fen­bart sich uns nach er­neu­ter, sach­ge­rech­ter Prü­fung als das tra­di­tio­nel­le prak­ti­sche Wis­sen un­se­rer frei­en Vor­fah­ren in den Be­rei­chen der frei­en Ge­wis­sens­bil­dung, der frei­en Wil­lens­bil­dung und der frei­en Per­sön­lich­keits­ent­fal­tung.
Un­se­re al­te deut­sche Kul­tur- und Kunst­tra­di­tion er­weist sich uns heu­te als ei­ne höchst wis­sen­schaft­li­che so­wie äu­ßerst mo­der­ne Sys­te­ma­tik der Ent­wick­lung un­se­rer na­tür­li­chen Men­schen­wür­de.

Aus die­sem Grun­de wird auch die heu­ti­ge christ­li­che Kir­che als Ver­tre­te­rin ei­nes rein re­li­gi­ö­sen Glau­bens durch ei­ne Wie­der­be­le­bung un­se­rer wahr­lich an­ge­stamm­ten deut­schen Tra­di­ti­on, Kunst und Kul­tur zu­min­dest ideo­lo­gisch nicht be­rührt, und sie könn­te es sich halb – ganz ent­ge­gen ih­rer bis­he­ri­gen Kir­chen­pra­xis – ein­mal zu ih­rer hei­li­gen Pflicht ma­chen, die un­ter
„Das Höchste für den Menschen
ist die Pflicht,
und das Größte
unter den Gütern der Welt
ist der sittliche Wille.“
Wilhelm Wundt
dem Schutz un­se­rer De­mo­kra­tie sich voll­zie­hen­de Be­rüh­rung des Deut­schen mit sei­ner na­tür­li­chen Men­schen­wür­de zu för­dern.

Ob­wohl uns die Ge­schich­te zur äu­ßers­ten Vor­sicht ge­mahnt ge­gen­über ei­ner Or­ga­ni­sa­tion und ih­ren Ver­bün­de­ten, wel­che un­se­re an­ge­stamm­te deut­sche Tra­di­tion über bei­na­he 2000 Jah­re hin­weg bis auf den heu­ti­gen Tag, wenn auch viel­leicht un­ter Ein­schlie­ßung viel­fäl­ti­ger Miß­ver­ständ­nis­se, ver­un­glimpft hat und die sys­te­ma­ti­sche Zer­stö­rung un­se­rer wahr­lich er­erb­ten Kunst und Kul­tur ei­ner ho­hen Sitt­lich­keit ge­zielt vor­wärts­trieb – was un­zäh­li­ge Do­ku­men­te be­wei­sen –, kön­nen wir da­von aus­ge­hen, daß die mit die­ser In­sti­tu­tion be­haf­te­ten Deut­schen zu­min­dest heu­te in un­se­rer auf­ge­klär­te­ren Zeit bei sich selbst mehr Ge­dan­ken­frei­heit zu mo­bi­li­sie­ren ver­mö­gen, als dies in frü­he­ren Zei­ten und be­son­ders im Mit­tel­al­ter mög­lich und er­laubt war.

Wir wür­den die­se längst ver­gan­ge­nen und we­nig er­freu­li­chen ge­schicht­li­chen Er­eig­nis­se je­nes tra­gi­schen Ver­lus­tes un­se­res deut­schen Kul­tur­er­bes hier nicht an­rüh­ren, wenn wir nicht in der letz­ten Zeit ver­schie­dent­lich die Er­fah­rung ge­macht hät­ten, daß die Wie­der­be­le­bung un­se­rer al­ten und von un­se­ren Vä­tern und Müt­tern über vie­le Ge­ne­ra­tio­nen hin­weg sorg­sam ge­hü­te­ten ho­hen sitt­li­chen Kunst- und Kul­tur­tra­di­tion im­mer noch von der christ­li­chen Kir­che – und in­te­res­san­ter­wei­se so­wohl von der rö­misch-ka­tho­li­schen als auch von der evan­ge­li­schen Kir­che – als ei­ne Re­li­gi­on miß­in­ter­pre­tiert wur­de, und wenn wir nicht an­neh­men müß­ten, daß so­gar die ver­schie­dens­ten Re­gie­rungs­or­ga­ne auf Bun­des – und auf Lan­des­ebe­ne be­nutzt wür­den, un­ser deut­sches Kul­tur­er­be wie eh und je zu miß­in­ter­pre­tie­ren.

Nun setzt sich un­ser ge­gen­wär­ti­ger Bun­des­rat über­wie­gend aus Per­so­nen zu­sam­men, wel­che in ih­rer of­fi­zi­el­len Par­tei-Ver­bin­dung zur christ­li­chen Ideo­lo­gie und Kir­che zu­min­dest dem Na­men nach ei­nem La­ger an­ge­hö­ren, aus dem her­aus im­mer­hin un­se­re an­ge­stamm­te deut­sche, von un­se­ren Vä­tern und Müt­tern un­ter Le­bens­ge­fahr über­lie­fer­te Kunst- und Kul­tur­tra­di­tion
„Überhaupt ist alles, was man Wohlanständigkeit nennt,
von derselben Art,
nämlich nichts
als schöner Schein.“
Kant        
ganz sys­te­ma­tisch an den Rand des völ­li­gen Ver­falls ge­bracht wur­de (se­hen Sie hier­zu bit­te die Sta­tis­ti­schen Jahr­bü­cher).

Soll­te sich, sehr ge­ehr­te Her­ren Mi­nis­ter­prä­si­den­ten, nun der ei­ne oder an­de­re von Ih­nen per­sön­lich oder gar amt­lich an die christ­li­che Kir­che ge­bun­den se­hen – ob­wohl Sie kraft Ge­setz und ei­ge­nen Eides doch nur dem deut­schen Vol­ke und Ih­rem ur­ei­gens­ten, deut­schen Ge­wis­sen ver­pflich­tet sind, so wä­re es an­hand der ver­gleich­ba­ren his­to­ri­schen Ge­ge­ben­hei­ten – mit je­nen viel­fäl­ti­gen Miß­ver­ständ­nis­sen über die wah­re Pflicht ei­nes deut­schen Volks­ver­tre­ters – doch nur ein­leuch­tend, wenn auch Sie nun un­se­re Tä­tig­keit hin­sicht­lich un­se­rer an­ge­stamm­ten wah­ren deut­schen Tra­di­ti­on, Kunst und Kul­tur im­mer noch vor­ur­teilshaft in ei­ner Kon­kur­renz­si­tu­a­tion mit der christ­li­chen Kir­che und mit de­ren ur­sprüng­lich nah­öst­li­cher Fremd­ideo­lo­gie sä­hen und wenn Sie es des­halb wohl erst ein­mal für Ih­re ge­bo­te­ne Pflicht hiel­ten, sich un­se­rem Wir­ken ent­ge­gen­zu­stel­len – ob be­wußt oder un­be­wußt, ob of­fi­zi­ell oder in­of­fi­zi­ell.

Und die­se – im Rah­men un­se­res deut­schen Kul­tur­ver­lus­tes viel­leicht durch­aus ver­ständ­li­che – „kon­ser­va­ti­ve“ Geis­tes­hal­tung wür­de sich dann na­tür­lich auch in Ih­rer ge­plan­ten Kul­tur­stif­tung der Län­der ma­ni­fe­stie­ren, und es wür­de viel­leicht zu un­nö­ti­gen Rei­be­rei­en
„Wer‘s Alter nicht ehrt,
ist des Alters nicht wert.“
Sprichwort unseres
deutschen Volkes
zwi­schen der Kul­tur­stif­tung der Län­der mit christ­li­chem Vor­zei­chen und un­se­rer DEUT­SCHEN KUL­TUR­STIF­TUNG mit al­lein deut­scher Ver­pflich­tung füh­ren.










Mit freundlicher Genehmigung des HESSISCHEN LANBOTEN
© 1998-