DEUTSCHES ARCHIV
Seite 189
ARCHIV
aktuell
        



 
 
 
 
 






PETER HÜBNER • PREIS DER FREIHEIT – DAS PROGRAMMIERTE VIERTE REICH
Die antidemokratische politische Praxis in Deutschland
Teil 2   •   DIE DEUTSCHE KULTURSTIFTUNG
Das Kulturelle Superding von Bund und Ländern


Von un­se­rer Ge­burt her ist un­se­re sitt­li­che Hand­lungs­fä­hig­keit nur schwach ent­wi­ckelt. Dies wis­sen wir aus ei­ge­ner Er­fah­rung, und die Rich­tig­keit die­ses per­sön­li­chen Ein­drucks be­stä­ti­gen die Sta­tis­ti­schen Jahr­bü­cher mit der viel­fäl­ti­gen Dar­stel­lung der Er­geb­nis­se un­se­rer sitt­li­chen Man­gel­er­schei­nun­gen.
Aus die­ser sitt­li­chen Blind­heit ragt un­ter uns bis­lang nur das de­mo­kra­ti­sche Ge­nie her­aus – auch in der Po­li­tik; und aus dem gro­ßen Rest – aus
der Mas­se der von Ge­burt aus sitt­lich Un­tüch­ti­gen – er­wächst die gro­ße Wäh­ler- und Ab­ge­ord­ne­ten­schaft und lei­der auch die ste­tig an­wach­sen­de Grup­pe un­se­rer sitt­lich noch un­ge­bil­de­ten Staats­füh­rer so wie de­ren Tech­no­lo­gie un­kri­ti­scher, ver­äu­ßer­lich­ter und so voll­stän­dig auf Kon­sum ab­ge­rich­te­ter „Par­tei-Pro­gram­me oder – Pa­ro­len“.
„Aufrichtigkeit ist die Quelle
aller Genialität,
und die Menschen wären geistreicher,
wenn sie sittlicher wären.“
L. Börne

In ei­ner sehr ur­sprüng­li­chen Wei­se be­merkt je­doch der heu­ti­ge jun­ge Wäh­ler wie­der, daß mehr un­mit­tel­ba­res sitt­li­ches Leis­tungs­ver­mö­gen in ihm schlum­mert, als ihm dies bis­lang zu­er­kannt wur­de; und aus die­ser na­tür­li­chen freie­ren Sicht ent­sprin­gen die schwer zu zü­geln­de Kri­tik an über­hol­ten und von re­li­gi­ös-ideo­lo­gi­schen Fremd­ein­flüs­sen ge­präg­ten Par­tei­dok­tri­nen und der un­er­bitt­li­che Frie­dens­wil­le un­se­res ty­pi­schen Ju­gend­li­chen.

Die­ser un­beug­sa­me Frie­dens­wil­le und die kon­se­quen­te Um­welt­freund­lich­keit sind nur das schlich­te Ver­lan­gen der neue­ren und in un­se­rem mo­der­nen de­mo­kra­ti­schen Staats­ge­fü­ge mit mehr ideo­lo­gi­scher Frei­heit aus­ge­stat­te­ten Ge­ne­ra­tion nach mehr Le­ben, nach mehr Le­ben­di­gem – nach mehr na­tür­li­cher Men­schen­wür­de.
„Man behält immer
die Spuren
seiner Abstammung.“
Ernest Renan

Nach­dem in den letz­ten 25 Jah­ren die tra­di­tio­nel­len sitt­li­chen Aus­bil­dungs­pro­gram­me un­se­rer Vor­fah­ren auf Um­we­gen wie­der in un­se­ren Be­sitz ge­langt sind und nach­dem nun auch schon zahl­rei­che ob­jek­ti­ve wis­sen­schaft­li­che Un­ter­su­chungs­er­geb­nis­se über den er­neu­ten Ein­satz un­se­rer über­na­tür­li­chen
sitt­li­chen Fä­hig­kei­ten vor­lie­gen, be­stä­ti­gen sich die Aus­sa­gen un­se­rer Vor­fah­ren, daß die freie Ge­wis­sens­bil­dung und die freie Wil­lens­bil­dung die na­tür­li­chen Eck­stei­ne un­se­rer frei­en Per­sön­lich­keits­ent­fal­tung sind.
„Wahrheit gibt kurzen Bescheid.
Lüge macht viel Redens.“
Sprichwort

Erst wenn die Tech­no­lo­gie der ge­ziel­ten Aus­bil­dung un­se­rer mensch­li­chen Er­kennt­nis- und Schaf­fens­or­ga­ne und da­mit ver­bun­den das ho­he sitt­li­che Wis­sen un­se­rer Vor­fah­ren wie­der in un­se­rem ge­sell­schafts­po­li­ti­schen All­tag Ein­zug hal­ten wird, dann wird sich der in un­se­ren ur­al­ten Über­lie­fe­run­gen er­klär­te Wil­le un­se­rer deut­schen Vor­fah­ren in die Tat um set­zen, und
„Der Wille findet seine höchste Erfüllung
nicht in der Welt des Gesetzes,
sondern in der Welt der Freiheit.“
Tagore
auch wir, ih­re Nach­kom­men, kön­nen wie­der da­mit rech­nen, in wahr­haft um­fas­send de­mo­kra­ti­scher Wei­se un­ser ge­sam­tes Le­ben mit der uns um­ge­ben­den Na­tur in Ein­klang zu brin­gen.

Es soll­te un­ser al­ler ge­mein­sa­mes An­lie­gen sein, un­se­re ur­al­te deut­sche Tra­di­tion der frei­en Ge­wis­sens­bil­dung, der frei­en Wil­lens­bil­dung und der frei­en Per­sön­lich­keits­ent­fal­tung nach Art und Sit­te un­se­rer Vä­ter und Müt­ter in un­se­rem Volks­be­wußt­sein wie­der auf­le­ben zu las­sen, so daß uns die
Ent­wick­lung un­se­rer na­tür­li­chen Men­schen­wür­de wie­der den uni­ver­sa­len Sinn un­se­res Le­bens ver­mit­telt und uns die To­re zu Ein­ig­keit und Recht und Frei­heit un­se­res ge­sam­ten deut­schen Vol­kes in ei­ner von Frie­den und Freund­schaft ge­präg­ten Welt öff­net.

„Was du ererbt von deinen Vätern,
erwirb es, um es zu besitzen.“
Goethe

Un­se­re Staats­füh­rer zie­len – zu­min­dest ih­rem An­spruch nach – auf ei­nen all­ge­mei­nen ge­sell­schaft­li­chen Fort­schritt; und der ein­zel­ne Wäh­ler ver­spricht sich den po­li­ti­schen Er­folg durch ein in­tel­li­gen­tes Zu­sam­men­wir­ken sei­ner ein­zel­nen staat­li­chen Ein­rich­tun­gen.
„Ein äußerlich Zerstreuen,
das sich in sich selbst zerschellt,
fordert inneres Erneuen, das den Sinn zusammenhält.“
Goethe

In der Pra­xis prä­sen­tiert sich dem Bür­ger dann je­doch nur ein sehr be­grenz­tes Wir­ken, des­sen sitt­li­che Grund­la­ge ihm da­zu noch im all­ge­mei­nen ver­bor­gen ist und – bei Bei­be­hal­tung der un­ko­or­di­nier­ten, ver­äu­ßer­lich­ten und über­wie­gend ma­te­ri­a­lis­tisch aus­ge­rich­te­ten staat­li­chen Ver­wal­tungs­pra­xis – auch für im­mer ver­bor­gen blei­ben dürf­te.

Al­le Mi­nis­te­rien un­se­res de­mo­kra­tisch or­ga­ni­sier­ten Staats­ge­fü­ges ver­wal­ten dann zu­sam­men – im Un­ter­schied zu ge­mein­sam – die be­schei­de­ne Sum­me des sitt­li­chen Wil­lens, wel­cher un­se­rem deut­schen Vol­ke – meis­tens
selbst­ver­ständ­lich an­hand groß­an­ge­leg­ter Par­tei­pro­gram­me schrift­lich fi­xiert – nach fast zwei­tau­send­jäh­ri­ger ge­walt­sa­mer sitt­li­cher Ver­nich­tungs­pra­xis noch ver­blie­ben ist und wel­ches als der po­li­ti­sche Schatz un­se­rer Par­tei­en in de­ren Frak­tio­nen la­gert wie in en­gen Kam­mern ei­nes ver­äu­ßer­lich­ten po­li­ti­schen Macht­hun­gers – sitt­li­chen Rui­nen ver­gleich­bar.
„Im Vaterlande schreibe,
was dir gefällt:
Da sind Liebesbande,
da ist deine Welt.“
Goethe      

Die Leis­tung ei­ner ein­zel­nen Par­tei soll­te den Wäh­ler schon zu er­folg­rei­chem, sitt­li­chem Han­deln füh­ren; doch Tat­sa­che ist heu­te, daß selbst das
Mit- und Ge­gen­ein­an­der al­ler Frak­tio­nen un­se­rer Staats­füh­rung uns ei­ne in der na­tür­li­chen Men­schen­wür­de er­folg­rei­che Staats­kunst bis­lang noch nicht er­öff­nen.
Und von die­ser so­zi­al­po­li­ti­schen Un­fä­hig­keit le­gen dann auch fol­ge­rich­tig die be­kann­ten viel­fäl­ti­gen Kri­sen, von de­nen un­se­re Na­tion ge­schüt­telt wird, be­red­tes Zeug­nis ab.
Un­se­re „über­na­tür­li­chen mensch­li­chen Fä­hig­kei­ten“,
„Es gibt im Menschenleben Augenblicke,
wo er dem Weltgeist näher ist
als sonst,
und eine Frage frei hat
an das Schicksal.“
Schiller
wel­che uns von un­se­ren Ah­nen über un­zäh­li­ge Ge­ne­ra­tio­nen hin­weg treu ver­erbt wur­den und mit wel­chen wir uns in der Na­tur al­lein aus sitt­li­cher Kraft ei­ne gro­ße per­sön­li­che Frei­heit er­ar­bei­ten könn­ten, tru­gen bei un­se­ren Vor­fah­ren ein­mal sehr tref­fen­de Na­men.

Die­se Be­zeich­nun­gen wur­den dann durch die ge­walt­sam in un­ser Hei­mat­land ein­drin­gen­den und un­se­re al­ten deut­schen Stät­ten der Weis­heit plün­dern­den rö­mi­schen Dik­ta­to­ren ir­gend­wel­chen ver­meint­li­chen „Göt­tern“ zu­ge­ord­net, und un­se­re an­ge­bo­re­nen ho­hen sitt­lich-schöp­fe­ri­schen Fä­hig­kei­ten im Fel­de un­se­rer Volks­ge­sin­nung wur­den als „Göt­zen“ ver­un­glimpft.

Die Früch­te die­ser un­se­li­gen Ma­chen­schaf­ten be­son­ders der spät­rö­mi­schen Plün­de­rer star­ren uns heu­te in Form all un­se­rer be­kann­ten Kri­sen ent­ge­gen und rei­chen von der Krank­heit über die Be­stech­lich­keit und über den Ver­rat an un­se­rer wah­ren deut­schen von ho­her Sitt­lich­keit ge­präg­ten Tra­di­tion und Kul­tur bis hin zum Un­ver­mö­gen von Staats­füh­rern, die Pro­ble­me der Ge­sell­schaft ehr­li­chen Her­zens be­sei­ti­gen zu wol­len – aus kurz­sich­ti­ger Rück­sicht auf ei­ge­nes ober­fläch­li­ches Pre­sti­ge, äu­ße­re Amts­wür­de, ganz per­sön­li­ches Gel­tungs­be­dürf­nis und kurz­zei­ti­ge ma­te­riel­le Vor­tei­le.
„Das Alter hat keinen Schmuck außer der Tugend.“
Amyot
„Viele, die
die schändlichsten Dinge tun,
führen die trefflichsten Reden.“
Demokrit
„Doch Sorge folgt,
und nimmersatte Gier,
dem wachsenden Gewinn.“
Horaz
„Denn der Besitz all dessen,
was von außen her zufließt,
ist schlüpfrig und unzuverlässig.“
Seneca










Mit freundlicher Genehmigung des HESSISCHEN LANBOTEN
© 1998-