DEUTSCHES ARCHIV
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PETER HÜBNER • PREIS DER FREIHEIT – DAS PROGRAMMIERTE VIERTE REICH
Die antidemokratische politische Praxis in Deutschland
Teil 2   •   DIE DEUTSCHE KULTURSTIFTUNG
Es scheint ein Naturgesetz zu sein
Es scheint ein Naturgesetz zu sein
Es scheint ein Na­tur­ge­setz zu sein, daß sich ei­ne herr­schen­de Grup­pe oder Klas­se gro­ßen de­mo­kra­ti­schen Ver­än­de­run­gen ge­gen­über im­mer ver­schließt, denn sol­che vom ein­zel­nen Bür­ger ge­tra­ge­nen Ver­än­de­run­gen sind in de­ren Er­geb­nis­sen nicht be­re­chen­bar – we­der für den Bür­ger selbst noch für die Herr­schen­den.

Ein um­fas­sen­der de­mo­kra­ti­scher Ent­wick­lungs­pro­zeß auf Sei­ten der Bür­ger bringt in ei­ner mit dik­ta­to­ri­schen Me­cha­nis­men ge­lenk­ten Ge­sell­schaft zwangs­läu­fig gro­ße Ver­än­de­run­gen im Be­reich der Macht mit sich und ist im­mer mit ei­nem „Auf­wei­chen“ oder ei­ner „Ent­sta­bi­li­sie­rung“ der herr­schen­den mo­no­po­lis­ti­schen Macht­ver­hält­nis­se ver­bun­den – wo­bei der ein­zel­ne Macht­funk­ti­o­när um so mehr um sein er­gat­ter­tes Pöst­chen ban­gen muß, je mehr er die­ses mit Hil­fe un­de­mo­kra­ti­scher Ma­ni­pu­la­tio­nen er­gat­tert hat.

Im Fal­le ei­nes ech­ten dy­na­mi­schen De­mo­kra­ti­sie­rungs­pro­zes­ses beim Bür­ger gilt dies für al­le Tei­le der Ge­sell­schaft glei­cher­ma­ßen: für die po­li­ti­sche Welt ge­nau­so wie für die Wirt­schaft, für die Me­dien ge­nau­so wie für die Ju­stiz – bis hin zu den Ge­werk­schaf­ten.
Und in der po­li­ti­schen Welt gilt dies für al­le nicht wirk­lich de­mo­kra­tisch eta­blier­ten Kräf­te glei­cher­ma­ßen: für die auf der Re­gie­rungs­bank Sit­zen­den eben­so wie für die­je­ni­gen in der Op­po­si­ti­on.

Ih­nen al­len glei­tet im Fal­le ei­nes grund­le­gen­den de­mo­kra­ti­schen Ent­wick­lungs­pro­zes­ses auf Sei­ten der Bür­ger die Kon­trol­le über ihr Macht­po­ten­ti­al aus den Hän­den; sie ver­lie­ren ih­re be­grenz­ten fi­xier­ten Ori­en­tie­rungs­punk­te für die Zu­kunft aus den Au­gen – ih­nen ver­bleibt nur noch die Ge­wiß­heit: daß der Bür­ger mor­gen bes­ser ent­schei­den wird als heu­te und über­mor­gen bes­ser als mor­gen – wie im­mer er auch je­weils im ein­zel­nen ent­schei­den mag.

Das im Pro­zeß der frei­en Ge­wis­sens- und Wil­lens­bil­dung sich ent­fal­ten­de de­mo­kra­ti­sche Be­wußt­sein ent­zieht sich so­gar beim ein­zel­nen selbst des­sen äu­ße­rer, vor­pro­gram­mier­ter Kon­trol­le – ist auch für ihn selbst nach kei­ner Sei­te hin ma­ni­pu­lier­bar.
Dies rührt da­her, daß der Pro­zeß der frei­en Ge­wis­sens- und Wil­lens­bil­dung nur dem ur­ei­ge­nen Ge­wis­sen des ein­zel­nen un­ter­wor­fen und nur für den frei­en Wil­len er­faß­bar ist.

Doch wer kennt schon sein ur­ei­gens­tes Ge­wis­sen? Wer weiß, was ihm die in­ne­re Stim­me des frei­en Wil­lens mor­gen zu­flüs­tern mag?

Dem heu­ti­gen Bun­des­bür­ger wird mit Hil­fe re­li­gi­ö­ser, ideo­lo­gi­scher und po­li­ti­scher Ma­ni­pu­la­tio­nen, mit Hil­fe fes­ter Ar­beits­rou­ti­nen und mit Hil­fe ei­ner gut­ge­lenk­ten Me­dien- und Un­ter­hal­tungs­in­du­strie das Lau­schen nach der Stim­me des ei­ge­nen Ge­wis­sens ge­zielt ab­ge­wöhnt.
Da­durch wird der Bür­ger kal­ku­lier- und ma­ni­pu­lier­bar ge­macht: po­li­tisch, ideo­lo­gisch, re­li­gi­ös, wirt­schaft­lich, ar­beits­mä­ßig, ge­sund­heits­mä­ßig und so­gar in sei­ner Frei­zeit.

Der ein­zi­ge Frei­raum, der ihm ge­blie­ben ist, ist die Zeit sei­nes Träu­mens und sei­nes Tief­schlafs – den gro­ßen Zeit­raum sei­nes Wach­be­wußt­seins verpla­nen da­ge­gen an­de­re für ihn voll­stän­dig. Und so hat man dem Bür­ger je­nen be­schei­de­nen Rest an „Frei­heit“ ge­las­sen, zwi­schen ei­nem vor­ge­ge­be­nen und vor­pro­gram­mier­ten Fest­an­ge­bot von Par­tei­en, Ar­beits­plät­zen und Frei­zeit­be­schäf­ti­gun­gen zu wäh­len – und doch wird ihm bei all die­sen An­ge­bo­ten nur ein und der­sel­be Mix un­ter ver­schie­de­nen Na­men an­ge­bo­ten.







Mit freundlicher Genehmigung des HESSISCHEN LANBOTEN
© 1998-