DEUTSCHES ARCHIV
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PETER HÜBNER • PREIS DER FREIHEIT – DAS PROGRAMMIERTE VIERTE REICH
Die antidemokratische politische Praxis in Deutschland
Teil 3   •   VERTRETER DES VOLKES – Die Goldene Partei Deutschlands
Die evangelische Medienaffäre


Ge­nau­so wie wir je­ne Sze­ne, daß ei­ner schlägt und da­bei ein an­de­rer ge­schla­gen wird, auf ein­mal träu­men kön­nen – mit bei­den Per­so­nen und mit­samt ih­rer bei­der Er­fah­run­gen –, so kön­nen wir ler­nen, uns dies auch ent­spre­chend dem ge­ni­a­len Dich­ter durch ge­ziel­tes Üben schon im Wach­be­wußt­sein voll­stän­dig zu ver­ge­gen­wär­ti­gen: mit­samt al­len dar­in im ein­zel­nen be­tei­lig­ten Per­so­nen und ih­ren ganz ver­schie­de­nen Er­fah­run­gen.

Die­se „so­zia­le“ Er­fah­rungs­fä­hig­keit war al­so die Grund­la­ge al­ler sitt­li­chen Aus­bil­dung un­se­rer heid­ni­schen Vor­fah­ren.
Erst auf die­sem Fun­da­ment ei­ner au­to­ma­tisch auf­tre­ten­den – mit je­dem Ge­dan­ken auch gleich­zei­tig ent­ste­hen­den – voll­stän­di­gen Er­fah­rung ei­ner Be­ge­ben­heit so­wie al­ler in ihr be­tei­lig­ten Le­be­we­sen gab un­se­ren Vor­fah­ren die sitt­li­che Aus­bil­dung ei­nen Sinn.

Erst auf der Ba­sis ei­ner sol­chen re­a­len na­tür­li­chen so­zia­len Er­fah­rungs­fä­hig­keit setz­te ih­re Aus­bil­dung in den über­na­tür­li­chen sitt­li­chen Fä­hig­kei­ten ein – wel­che dann die na­tür­li­che Men­schen­wür­de ei­nes er­folg­rei­chen Le­bens in de­mo­kra­ti­scher Frei­heit im Au­ge hat­te.

Wenn bei­spiels­wei­se ein Steh­len­der al­lei­ne bei dem Ge­dan­ken an sein Steh­len gleich­zei­tig ganz per­sön­lich die Er­fah­rung des ei­ge­nen Be­stoh­len­wer­dens macht, dann wird er sich das Steh­len auch schon in sei­nem Den­ken sehr schnell ab­ge­wöh­nen wol­len.
Denn wer macht schon ger­ne die Er­fah­rung, be­stoh­len zu wer­den?

Wenn ein Mör­der schon al­lei­ne bei sei­nem Ge­dan­ken an den Mord per­sön­lich die Er­fah­rung macht, selbst er­mor­det zu wer­den, dann wird er sich sei­ne wei­te­ren Mord­ge­dan­ken sehr schnell ab­ge­wöh­nen wol­len.
Denn wer wird schon ger­ne er­mor­det?

Es ist al­so ganz und gar nicht so, daß un­se­re Vor­fah­ren in re­li­gi­ö­ser oder phi­lo­so­phi­scher Wei­se ir­gend­wel­che Ge­bo­te oder Ver­bo­te be­nutz­ten, um ih­ren Kin­dern die Grund­be­grif­fe sitt­li­chen Han­delns nä­her­zu­brin­gen – wie wir dies bei der „Re­li­gi­on“ der rö­mi­schen Plün­de­rer und ih­rer Kir­che so­wie in de­ren von Ge­bo­ten und Ver­bo­ten nur so wim­meln­den „hei­li­gen Schrif­ten“ er­le­ben – und in de­ren Ge­fol­ge na­tür­lich bei den Ge­set­zen der ver­schie­de­nen von je­ner blin­den Re­li­gi­o­si­tät be­herrsch­ten Staa­ten.

Un­se­re Vor­fah­ren prak­ti­zier­ten buch­stäb­lich den Grund­satz: „Was du nicht willst – daß man dir‘s tu, das füg auch kei­nem an­de­ren zu“, in­dem sie mit­tels ge­ziel­ter Aus­bil­dungs­pro­gram­me die so­zia­le Er­fah­rungs­fä­hig­keit des ein­zel­nen sys­te­ma­tisch ent­wi­ckel­ten.
Auf die­se Wei­se ver­an­ker­ten sie im geis­ti­gen Vor­stel­lungs­raum des ein­zel­nen schon bei des­sen ers­tem Ge­dan­ken­im­puls an ei­ne Hand­lung die in­te­grier­te Er­fah­rung des Tä­ters und sei­nes Op­fers.

Erst auf der Ba­sis die­ser fun­dier­ten Aus­bil­dung in der prak­ti­schen so­zia­len Er­leb­nis­fä­hig­keit üb­ten sie die über­na­tür­li­chen sitt­li­chen Fä­hig­kei­ten – kei­nes­falls vor­her.

Aus die­sem Grun­de wur­den und wer­den die über­na­tür­li­chen sitt­li­chen Fä­hig­kei­ten schon im­mer nur bei voll­stän­di­ger In­te­gra­tion bei­der Ge­hirn­hälf­ten im Zu­stand der Ein­heit und aus dem Fel­de der Ein­heit her­aus prak­ti­ziert.

Denn in­ner­halb un­se­res Den­kens ist es ja erst das Feld der Ein­heit: das Feld rei­nen Be­wußt­seins: das Feld voll­stän­di­ger Selbst­be­wußt­heit: je­ner na­tür­li­che sitt­li­che Er­fah­rungs­be­reich, wel­cher uns die be­schrie­be­ne so­zia­le Er­fah­rung er­mög­licht.

So manch ei­ner kennt aus per­sön­li­cher Er­fah­rung das Phä­no­men der wie von au­ßen auf ihn ein­drin­gen­den so­ge­nann­ten „Angst­träu­me“.
Doch han­delt es sich aber auch bei sol­chen „Angst­träu­men“ um grund­sätz­lich nichts an­de­res als um die Er­fah­rung un­se­res ganz ei­ge­nen Den­kens.

Wenn nun der sitt­lich ge­bil­de­te Mensch in sei­nem All­tag ei­nen schlech­ten Ge­dan­ken hegt, dann er­scheint ihm die­ser schon gleich mit al­len Symp­to­men je­nes be­ängs­ti­gen­den „Angst­traums“, und er wird des­halb sehr schnell et­was un­ter­neh­men, um die­se Art be­ängs­ti­gen­den Traum ab­zu­bre­chen – er wird al­so kon­se­quen­ter­wei­se ir­gend et­was an­de­res, Bes­se­res, we­ni­ger Be­äng­sti­gen­des den­ken.

Die sys­te­ma­ti­sche Übung der­ar­ti­ger frei­er Macht­aus­übung über das ei­ge­ne Den­ken ist seit al­ters her die „Tech­no­lo­gie des Fel­des der Ein­heit“ – so heißt sie heu­te bei den Wis­sen­schaft­lern; und die­se Tech­no­lo­gie rich­tet sich auf ein um­fas­send po­si­ti­ves Den­ken:
auf ei­ne na­tür­li­che so­zia­le Denk­fä­hig­keit.
Die­ses so­zia­le Den­ken ist nur vom Er­fah­rungs­be­reich „trans­zen­den­ta­len“ oder „rei­nen“ Be­wußt­seins her mög­lich – un­ter dem Ein­fluß der per­sön­li­chen Er­fah­rung des Fel­des der Ein­heit.

Der Mensch, wel­cher sich in der Be­wußt­seins­er­wei­te­rung übt, übt sich des­halb in nichts an­de­rem als in der na­tür­li­chen so­zia­len Denk­fä­hig­keit: er übt sich dar­in, auch schon bei sei­ner ers­ten Über­le­gung kraft sei­ner Sin­ne al­le mit sei­nem Den­ken ver­bun­de­nen Er­fah­run­gen voll­stän­dig zu ma­chen.
Denn er ist sich sehr wohl dar­über klar, daß er erst von die­ser Ba­sis re­a­ler so­zia­ler Er­fah­rungs­fä­hig­keit aus – al­so erst auf der Grund­la­ge wirk­li­cher Ge­wis­sens­frei­heit – de­mo­kra­tisch hand­lungs­fä­hig ist.

Ist die freie Ge­wis­sens­bil­dung ab­ge­schlos­sen – ist so­zia­le Er­fah­rungs­fä­hig­keit er­langt, ist das trans­zen­den­ta­le oder das rei­ne Be­wußt­sein die all­täg­li­che Er­fah­rung des Üben­den, ist die per­sön­li­che Macht über die ei­ge­nen kos­mi­schen Er­kennt­nis- und Schaf­fens­or­ga­ne die na­tür­li­che Grund­la­ge des Den­kens –, dann erst be­ginnt die ge­ziel­te tra­di­tio­nel­le Aus­bil­dung in den über­na­tür­li­chen sitt­li­chen Fä­hig­kei­ten – in den be­rühm­ten Sid­his: in der frei­en Wil­lens­bil­dung.

Dann erst be­ginnt nach Aus­sa­gen un­se­rer Vor­fah­ren die zwei­te Pha­se der frei­en Per­sön­lich­keits­ent­fal­tung: dann erst be­ginnt die per­sön­li­che For­schungs­rei­se in das na­tür­li­che Le­bens­feld der Men­schen­wür­de – wo die Be­grif­fe der „Gna­de“, der „Güte“, des „Glücks“, der „Ein­ig­keit“, des „Rechts“ und der „Frei­heit“ das Feld des uni­ver­sa­len Mensch­seins be­stim­men.

Vor­her sind al­le die­se Be­grif­fe hohl – nur graue Theo­rien: für sal­bungs­vol­le Pre­dig­ten viel­leicht ge­eig­net, aber für den ein­zel­nen nicht er­fahr­bar und des­halb ohne prak­ti­schen Wert, be­kun­den un­se­re äl­tes­ten Ver­wand­ten.










Mit freundlicher Genehmigung des HESSISCHEN LANBOTEN
© 1998-