DEUTSCHES ARCHIV
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PETER HÜBNER • PREIS DER FREIHEIT – DAS PROGRAMMIERTE VIERTE REICH
Die antidemokratische politische Praxis in Deutschland
Teil 3   •   VERTRETER DES VOLKES – Die Goldene Partei Deutschlands
Bundeskanzleramt wird als einer der Hauptdrahtzieher gegen den
bürgerlichen Demokratisierungsprozeß entlarvt


Am 20. 9. 85 muß die STAATS­AN­WALT­SCHAFT HEI­DEL­BERG je­nes vom BUN­DES­KANZ­LER­AMT über des­sen Tarn­or­ga­ni­sa­tion an­ge­streng­te Er­mitt­lungs­ver­fah­ren ge­gen mich ab­leh­nen, da der An­zei­ge­er­stat­ter ge­wis­se Form­feh­ler be­gan­gen hat, wel­che im Fal­le ei­ner spä­te­ren ge­richt­li­chen Ver­hand­lung als sol­che he­raus­kä­men.

Das ent­spre­chen­de Do­ku­ment der STAATS­AN­WALT­SCHAFT HEI­DEL­BERG vom 20. 9. 85 Nr. – 41 Js 1055/85 –, in wel­chem sie ei­ne Ein­lei­tung ei­nes Er­mitt­lungs­ver­fah­rens ge­gen mich ab­lehnt, liegt mir vor, und ich möch­te hier nur die Grün­de, die die STAATS­AN­WALT­SCHAFT HEI­DEL­BERG je­nem An­zei­ge­er­stat­ter, je­ner Tarn­or­ga­ni­sa­tion des BUN­DES­KANZ­LER­AM­TES, nennt, der gu­ten Ord­nung hal­ber wie­der­ge­ben:


4. Ein Ermittlungsverfahren
   wird nicht eingeleitet.
G r ü n d e:

Dem Be­schul­dig­ten wird zur Last ge­legt, er ha­be als Prä­si­dent der WYMS (WORLD YOUTH MO­VE­MENT FOR THE SCI­EN­CE OF CREA­TIVE IN­TEL­LI­GEN­CE) und als Ver­ant­wort­li­cher der „Deut­schen Kul­tur­stif­tung“ sich des Be­trugs zum Nach­teil zahl­rei­cher Fir­men straf­bar ge­macht. Die bei­den Or­ga­ni­sa­tio­nen sind in ei­nem auf­wen­di­gen An­we­sen in 6901 Schö­nau-Alt­neu­dorf, Adam- Rem­me­le-Stra­ße 3 an­säs­sig. Täg­lich sol­len dort et­wa 10 Ver­tre­ter von Fir­men An­ge­bo­te für Auf­trä­ge in der Grö­ßen­ord­nung zwi­schen 1.000.000,- bis hin zu 800.000.000,- DM ab­ge­ben. Tat­säch­lich wür­den von die­sen Or­ga­ni­sa­tio­nen nie­mals nen­nens­wer­te Be­trä­ge in der Bun­des­re­pu­blik in­ves­tiert wer­den. Die Auf­for­de­rung zur Ab­ga­be von An­ge­bo­ten die­ne le­dig­lich der Ge­win­nung von Teil­neh­mern für kos­ten­pflich­ti­ge Se­mi­na­re mit Teil­neh­mer­ge­büh­ren von über 20.000,- DM. Der An­zei­ge­er­stat­ter teilt je­doch mit, daß er die­se In­for­ma­tion von den frag­li­chen Fir­men nur un­ter Zu­si­che­rung strik­ter Ver­trau­lich­keit er­hal­ten ha­be.

Der Vor­trag des An­zei­ge­er­stat­ters ist nicht aus­rei­chend, um den Ver­dacht des Be­trugs na­he­zu­le­gen. Das Ge­bäu­de, in dem die von dem Be­schul­dig­ten Peter Hübner ge­lei­te­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen an­säs­sig sind, ist höchst an­spruchs­voll aus­ge­stat­tet. Zu der Aus­stat­tung ge­hört un­ter an­de­rem, wie dies auch aus an­de­ren Ver­fah­ren be­kannt ist, ei­ne leis­tungs­fä­hi­ge und kost­spie­li­ge Com­pu­ter­an­la­ge. Es drängt sich des­halb nicht von vorn­her­ein der Ver­dacht auf, daß die Fir­men­ver­tre­ter zu Ver­kaufs­ge­sprä­chen ge­la­den wer­den in der von vorn­her­ein ge­faß­ten Ab­sicht, kei­ne Ver­trä­ge ab­zu­schlie­ßen. Es ist durch­aus üb­li­che Ge­schäfts­pra­xis bei grö­ße­ren Auf­trä­gen, ei­ne Viel­zahl von An­ge­bo­ten ein­zu­ho­len. Da­von ge­hen si­cher­lich auch die Fir­men­ver­tre­ter aus. Dar­über hin­aus ist es si­cher­lich auch üb­lich, daß Fir­men In­ve­sti­tio­nen tä­ti­gen, um ei­nen Auf­trag zu er­hal­ten. Er­hält ei­ne Fir­ma trotz die­ser In­ve­sti­tion den Auf­trag nicht, so ist dies üb­li­ches Ge­schäfts­ri­si­ko. Daß dies of­fen­sicht­lich auch von den Fir­men so ge­se­hen wird, läßt sich dar­aus schlie­ßen, daß bis­her nicht ei­ne ein­zi­ge Fir­ma den Be­schul­dig­ten oder die von ihm ge­lei­te­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen we­gen Be­trugs an­ge­zeigt hat. Da die Fir­men von dem An­zei­ge­er­stat­ter die Zu­si­che­rung strik­ter Ver­trau­lich­keit er­hal­ten ha­ben, ist es auch nicht mög­lich, das Er­mitt­lungs­ver­fah­ren durch Be­fra­gung die­ser Fir­men in Gang zu set­zen.
3.

Nachricht mit Gründen o. RMB*
an An­zei­ge­er­stat­ter * Rechts­mit­tel­be­leh­rung

4.


Nachricht an Beschuldigten unterbleibt,
da nicht vernommen.*

* Die­ser gan­ze Vor­gang spiel­te sich al­so auf­grund je­ner Tat­sa­che, daß ich in die­ser Sa­che nicht per­sön­lich ver­nom­men wor­den war, in der zwie­lich­ti­gen Ko­ope­ra­tion von STAATS­AN­WALT­SCHAFT und Tarn­or­ga­ni­sa­tion des BUN­DES­KANZ­LER­AM­TES, de­ren VOR­SIT­ZEN­DER der BUN­DES­KANZ­LER-AMTS­MI­NIS­TER war – hin­ter mei­nem Rü­cken ab und wur­de mir erst zwei Jah­re spä­ter be­kannt.

Die Tarn­or­ga­ni­sa­tion des BUN­DES­KANZ­LER­AM­TES schal­tet dar­auf­hin die von der STAATS­AN­WALT­SCHAFT an­ge­spro­che­nen klei­nen Form­feh­ler aus und er­reicht schließ­lich – nach un­se­ren Er­mitt­lun­gen – mit ge­schick­ter mi­nis­te­riel­ler Flan­ken­stel­lung – doch die ge­wünsch­te Auf­nah­me des Er­mitt­lungs­ver­fah­rens.








Mit freundlicher Genehmigung des HESSISCHEN LANBOTEN
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