DEUTSCHES ARCHIV
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PETER HÜBNER • PREIS DER FREIHEIT – DAS PROGRAMMIERTE VIERTE REICH
Die antidemokratische politische Praxis in Deutschland
Teil 3   •   VERTRETER DES VOLKES – Die Goldene Partei Deutschlands
Der achte große ökumenische Schlag der Diktatur
gegen die bürgerlichen Demokratisierungsbestrebungen


Der Ver­we­gens­te die­ses äu­ßer­lich so he­run­ter­ge­kom­me­nen, ver­wahr­los­ten Clubs hieß ku­ri­o­ser­wei­se – ge­gen al­le Re­geln der Ver­nunft: Geck.

Und er ver­stand über­haupt kei­nen Spaß. Pau­sen­los – bei je­der Klei­nig­keit, die er nicht ver­stand – droh­te er Ver­haf­tun­gen an, selbst wenn ir­gend je­mand nicht so­fort bei­sei­te trat, wenn er plötz­lich und un­er­war­tet an ihm bzw. ihr vor­bei­spur­ten woll­te.

Hier ein paar klei­ne Kraft­aus­drü­cke, die ich un­se­rem so­fort nach der Haus­durch­su­chung an­ge­fer­tig­ten Pro­to­koll ent­neh­me und wel­che die gan­ze At­mos­phä­re et­was wi­der­spie­geln:

Als Geck – wie der be­waff­ne­te Held ei­nes Kri­mi­nal­films in der wich­tigs­ten Ac­tion-Sze­ne – in vol­lem Or­nat nach Art des ech­ten V-Man­nes – ins Haus stürm­te und von ei­nem un­se­rer Mit­ar­bei­ter wahn­wit­zi­ger­wei­se ge­be­ten wur­de, doch bit­te erst ein­mal un­ten zu war­ten, feu­er­te er auf mei­nen Freund erst ein­mal fol­gen­den star­ken Po­li­zei-Spruch ab: „Dann muß ich das gan­ze Ge­län­de um­stel­len las­sen!“ Und – tief be­ein­druckt von sei­nem for­schen Elan – er­laub­te ihm un­ser Freund dann auch gleich: „Gut, las­sen Sie das gan­ze Ge­län­de um­stel­len!“, und da­bei dach­te er an die 50.000 Qua­drat­me­ter un­über­seh­ba­res Wald- und Wie­sen­ge­län­de.

Doch schon war der Geck wei­ter­ge­stürmt, und hin­ter ihm jag­ten an­de­re nach mit hef­ti­gen wir­ren Stim­men.

Nun konn­te sich ein an­de­rer un­se­rer Mit­ar­bei­ter die ob­li­ga­to­ri­sche Bür­ger-Fra­ge an den ver­meint­li­chen Ein­satz­lei­ter nicht ver­knei­fen und er­kun­dig­te sich bei Geck forsch: „Kön­nen Sie sich aus­wei­sen?“

„Wenn Sie mich nicht durch­las­sen, muß ich Sie ver­haf­ten!“ war die gut ein­stu­dier­te Ant­wort mit­ten in ei­ne kur­ze Un­ter­bre­chung des un­kon­trol­lier­ten Re­de­schwalls.
Und so­fort wur­de ei­ner der Stür­mer zur Be­wa­chung mei­nes Freun­des ab­kom­man­diert.
Und wenn im­mer die­ser sich dann in der Fol­ge be­we­gen woll­te, wur­de er von sei­nem „Spür­hund“ an­ge­knurrt.

„Ihr wer­det uns schon noch ken­nen­ler­nen!“ schrie Vor­stür­mer Geck ei­nen an­de­ren mei­ner Freun­de im Vor­bei­sau­sen zu.
„Wir ha­ben Sie doch schon ken­nen­ge­lernt!“ ent­geg­ne­te die­ser spon­tan, denn ihm fiel ein, daß er die­sen Mann schon ein­mal hier bei uns ge­se­hen hat­te.*

Zwei un­se­rer Mit­ar­bei­te­rin­nen wur­den von den her­ein­stür­men­den be­waff­ne­ten Män­nern in ih­ren Bet­ten über­rascht und an­ge­faucht.
Auf die Fra­ge, ob sie denn kei­ne Dame da­bei hät­ten, wur­de ei­ne un­se­rer bei­den Da­men nur an­ge­schri­en: „Kom­men Sie raus, ge­ben Sie den Aus­weis her, sonst wer­den Sie ver­haf­tet!“

Und als die Da­men auf­grund der Be­dro­hung aus ih­ren Bet­ten auf­stan­den und sich an­zo­gen, da konn­ten sie nicht ver­hin­dern, daß ih­re Be­dro­her zu­sa­hen.

Wir hat­ten ganz den Ein­druck, daß es sich hier um ein aus­ge­feil­tes Ter­ror­kom­man­do han­del­te, des­sen Op­fer nicht nur wir wa­ren, son­dern au­gen­schein­lich auch die da­ran be­tei­lig­ten Po­li­zis­ten – denn bei al­ler ver­we­ge­nen Ar­ro­ganz ein­zel­ner schien uns ganz­heit­lich ih­re Angst, ih­re Schreck­haf­tig­keit und ih­re zitt­ri­ge Hast nicht ge­spielt.
Sie muß­ten spe­zi­ell ge­drillt und auf furcht­ba­re Ent­hül­lun­gen und kalt­blü­ti­ge mör­de­ri­sche Er­fah­run­gen ge­impft wor­den sein – was sich dann viel spä­ter auch er­klär­te.

Uns wur­de nur mehr oder we­ni­ger am Ran­de mit­ge­teilt, daß ein ver­miß­tes Mäd­chen ge­sucht wer­de.
Die Män­ner führ­ten ein pla­kat­gro­ßes Blatt Pa­pier bei sich, auf wel­ches das Bild ei­nes Mäd­chens auf­ge­klebt war – dar­un­ter ir­gend­ein Text.
Das Gan­ze soll­te wohl wie ein Fahn­dungs­pla­kat wir­ken.

Nach­dem das gan­ze Haus, die Bun­ker­an­la­ge und das Ge­län­de voll­stän­dig durch­sucht und wir auch aus­rei­chend be­droht wor­den wa­ren, zog der Stoß­trupp wie­der ab.

Den gan­zen Zu­sam­men­hang konn­ten wir erst sehr viel spä­ter aus den Un­ter­la­gen ent­neh­men, wel­che wir über ei­nen An­walt – der uns von der Hu­ma­nis­ti­schen Uni­on zum Schutz der Men­schen­rech­te emp­foh­len wor­den war – hat­ten be­sor­gen las­sen.








Mit freundlicher Genehmigung des HESSISCHEN LANBOTEN
© 1998-