DEUTSCHES ARCHIV
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PETER HÜBNER • PREIS DER FREIHEIT – DAS PROGRAMMIERTE VIERTE REICH
Die antidemokratische politische Praxis in Deutschland
Teil 3   •   VERTRETER DES VOLKES – Die Goldene Partei Deutschlands
Die Tradition der beiden ökumenischen Supermächte


Nun paßt der Be­griff der „Karls­preis-Af­fä­re“ ja auch bes­ser nach „Karls­ru­he“ als nach Hei­del­berg.
War­um soll man sich denn nicht auch be­son­ders in Karls­ru­he ge­gen ei­ne Ver­un­glimp­fung Karls des Gro­ßen en­ga­gie­ren – ob­wohl der Na­me der Stadt Karls­ru­he, wie je­der ein­ge­weih­te Ge­schicht­ler weiß, ja gar nicht auf Karl den Gro­ßen zu­rück­geht, son­dern auf ei­nen völ­lig an­de­ren Karl, de­rer es ja in Deutsch­land schon im­mer vie­le gab – wie das amt­li­che Te­le­fon­buch auch heu­te im­mer noch be­weist.

Da­für, daß der Hei­del­ber­ger Staats­an­walt nur ei­ne be­hörd­li­che Amts­hil­fe leis­te­te, er­schien er et­li­chen mei­ner Freun­de an die­sem Tag doch et­was zu dienst­fer­tig.
Auf die Fra­ge, wie denn der zu­stän­di­ge Staats­an­walt in Karls­ru­he hei­ße, sag­te er nur: „Herr Spitz!“ Nomen est omen.

Auf die Fra­ge ei­nes Mit­glieds un­se­rer Or­ga­ni­sa­ti­on, wel­ches Straf­maß denn nun für uns zu er­war­ten sei, teil­te der Staats­an­walt ihm mit: min­des­tens drei Mo­na­te – die obe­re Gren­ze wis­se er nicht.
Au­ßer­dem kün­dig­te er in der Fol­ge noch ei­nen gan­zen Ka­te­chis­mus per­sön­li­cher Ver­neh­mun­gen an.

Jung, ad­rett, ein we­nig über­eif­rig, aber in lo­cke­rer Frei­zeit­klei­dung, mit Mo­kas­sins an den Fü­ßen, mit ei­nem Cock­tail­hemd ohne Kra­wat­te ver­se­hen, mo­der­ne, et­was län­ge­re An­sa­ger­fri­sur, Schnauz­bärt­chen – war er der le­gere füh­ren­de Mann bei der Haus­durch­su­chung ge­we­sen, der dann auch ganz kon­se­quent da­für ge­sorgt hat­te, daß auch je­der ein­zel­ne Karls­brief ein­ge­sam­melt wur­de – be­rich­te­ten mei­ne Freun­de.

Ganz an­ders er­schien ih­nen der Chef der Kri­mi­nal­po­li­zei: aus­ge­spro­chen gran­tig – der ein­zi­ge mit An­zug und Kra­wat­te.
Er stand of­fen­sicht­lich sehr un­ter Druck, denn er gab sich un­be­herrscht und ver­such­te im­mer krampf­haft, über al­les die Kon­trol­le zu be­hal­ten – was ihm aber im­mer wie­der miß­lang und ihn in sei­nem Be­am­ten­stolz de­pri­mier­te: wo­durch er dann noch gran­ti­ger wur­de.

Und dann stach nach Aus­sa­gen mei­ner Freun­de noch der „Schrei­ber“ her­vor, wel­cher die Lis­ten er­stellt hat­te und sich da­bei heim­lich für den Al­ler­wich­tigs­ten hielt – und auch von mei­nen Freun­den da­für ge­hal­ten wer­den woll­te.
Auch er gab sich mei­nen Freun­den ge­gen­über als der An­sprech­part­ner bei wei­te­ren Kon­tak­ten aus, aber au­ßer ihm selbst ver­wies er durch­aus auch noch kol­le­gi­al auf den Staats­an­walt und den Chef der Kri­mi­nal­po­li­zei.
Und mit der Zeit fiel mei­nen Freun­den dann auch auf, daß er wohl tat­säch­lich so ei­ne Art ge­hei­me graue Emi­nenz war – und daß er wohl mehr in sei­nem fi­xier­ten geis­ti­gen Hin­ter­stüb­chen hat­te, als er aus­sprach, wo­durch er aber zu der raf­fi­nier­tes­ten, aus­ge­tüf­telts­ten Me­tho­de des Fra­gens be­fä­higt zu wer­den schien.

Daß mei­nen Freun­den die mög­li­cher­wei­se sehr vie­len grün uni­for­mier­ten Be­am­ten, die das gan­ze gro­ße Grund­stück um­stellt hat­ten, nicht im ein­zel­nen im Wal­de auf­fie­len, ist wohl ver­ständ­lich.
Na­tür­lich wa­ren al­le be­waff­net – so­gar der Fo­to­graf.

Und die Le­der­ja­cken hat­ten auch noch Hand­schel­len bei sich, wel­che – wie im rich­ti­gen Kri­mi­nal­film – schick am hin­te­ren Teil ih­rer Hose bau­mel­ten.
Der Ein­druck mei­ner Freun­de war – spe­zi­ell zu An­fang, als sie in das Haus ein­dran­gen – daß sie äu­ßerst auf­ge­regt wa­ren und un­ter gro­ßem in­ne­ren Druck zu ste­hen schie­nen: als hät­ten sie mit ei­ner har­ten be­waff­ne­ten Ge­gen­of­fen­si­ve ge­rech­net.
In die­sem Sin­ne wa­ren die Le­der­ja­cken wohl auch gleich zu An­fang über den Zaun ge­sprun­gen und hat­ten ag­gres­siv das Haus ge­stürmt.

Den­noch ha­ben sich – nach dem Ein­druck mei­ner Freun­de – al­le, den Um­stän­den ent­spre­chend, kor­rekt ver­hal­ten – zu­min­dest ha­ben sie sich be­müht, nicht den Ein­druck kör­per­li­cher Ge­walt­an­wen­dung auf­kom­men zu las­sen.

Im Rah­men ir­gend­wel­cher vor­be­rei­ten­der Aus­bil­dungs­pro­gram­me muß der gan­ze Trupp auf ir­gend­wel­che schlim­men Ag­gres­si­o­nen und Wi­der­stän­de un­se­rer­seits vor­be­rei­tet wor­den sein, denn nur so ließ sich de­ren leicht hys­te­ri­sche, ängst­li­che Ag­gres­si­on zu An­fang für mei­ne Freun­de er­klä­ren – wel­che sich aber dann schnell auf­lös­te, als die­se ih­nen für ih­re Haus­durch­su­chung al­le Un­ter­stüt­zung zu­sag­ten und be­kun­de­ten, daß sie al­les zu se­hen be­kom­men wür­den, daß sie sich in die­ser Hin­sicht kei­ner­lei Sor­gen zu ma­chen brauch­ten.

Der Ab­lauf der gan­zen Haus­durch­su­chung und das rie­si­ge Po­li­zei­auf­ge­bot bis in et­wa 16 Ki­lo­me­ter Um­kreis – mit Po­li­zei­hun­den, Mann­schafts­wa­gen, Hub­schrau­bern, Ex­per­ten der Kri­mi­nal­po­li­zei auf ver­schie­de­nen Ebe­nen, des Staats­schut­zes und mög­li­cher­wei­se auch noch an­de­rer Fach­be­rei­che – hat­te uns al­len sehr deut­lich vor Au­gen ge­führt, daß es ganz und gar nicht dar­um ging, fest­zu­stel­len, wer den be­sag­ten Karls­brief und das DEUT­SCHE PO­LI­TIK FO­RUM ver­faßt hat­te – wie dies der of­fi­zi­el­le amt­li­che Vor­wand für die Haus­durch­su­chung war.

Au­ßer­dem hat­te sich die DEUT­SCHE KUL­TUR­STIF­TUNG in bei­den Fäl­len als Ur­he­ber be­nannt: han­del­te es sich ja je­weils um ei­nen OF­FE­NEN BRIEF DER DEUT­SCHEN KUL­TUR­STIF­TUNG ei­ner­seits an ei­nen Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten der CDU und zum an­de­ren an die PRÄ­SI­DEN­TEN VON BUN­DES­TAG UND BUN­DES­RAT.
Und daß ich der Vor­sit­zen­de der DEUT­SCHEN KUL­TUR­STIF­TUNG war – das war den an der Haus­durch­su­chung Be­tei­lig­ten auch schon vom Re­gis­ter­ge­richt des Amts­ge­richts Hei­del­berg mit­ge­teilt wor­den.







Mit freundlicher Genehmigung des HESSISCHEN LANBOTEN
© 1998-