DEUTSCHES ARCHIV
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PETER HÜBNER • PREIS DER FREIHEIT – DAS PROGRAMMIERTE VIERTE REICH
Die antidemokratische politische Praxis in Deutschland
Teil 1   •   Vorgeschichte: Die Jugendvereinigung WYMS
Programme und Projekte zur Wiederbelebung
der demokratischen Kulturtradition des alten Europa


Bei je­dem ein­fa­chen Bür­ger – wenn er nicht ge­ra­de ein Ver­rück­ter oder De­bi­ler ist – kann man zu je­der Zeit, wenn man ihn tä­tig vor­fin­det, fra­gen, was er denn ge­ra­de tue und wel­chem Zweck die­se sei­ne Tä­tig­keit die­ne: was er denn mit sei­ner ge­gen­wär­ti­gen Tä­tig­keit be­zwe­cke: wel­ches Ziel er mit sei­ner mo­men­ta­nen Tä­tig­keit an­stre­be?

Und der Be­frag­te wird dar­auf­hin im­stan­de sein, ei­ne ver­nünf­ti­ge Ant­wort zu ge­ben – denn der Mensch ist ja von Na­tur aus ver­nunft­be­gabt, und wenn der ein­fa­che Bür­ger et­was tut, dann weiß er in der Re­gel auch ganz ge­nau, was er da­mit be­zweckt!

Nicht aber so der ho­he Amts- und Wür­den­trä­ger der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land. Sein gan­zes Trei­ben rich­te­te sich im Lau­fe sei­ner po­li­ti­schen Kar­rie­re of­fen­sicht­lich nur dar­auf aus, ein im­mer hö­he­res Pöst­chen zu er­gat­tern und dann aus dem je­wei­li­gen Amt den um­fas­sends­ten per­sön­li­chen Pro­fit für sich selbst, sei­ne Fa­mi­lie und sei­ne Freun­de zu zie­hen – sei es durch zu­sätz­li­che Auf­sichts­rats­pos­ten, die sich, durch sein Amt be­dingt, dar­bo­ten, oder sei es gar durch Be­stech­ungs­gel­der – an ei­nem neu­tra­len Ort ohne Zeu­gen in ei­nem neu­tra­len Brief­um­schlag über­ge­ben, mit der ent­las­ten­den ver­ba­len Flos­kel, daß dies Geld sei­ner Par­tei doch be­stimmt dien­lich sein kön­ne –, wo­bei das si­cher­lich nicht sel­ten der letz­te Mo­ment ei­nes Zu­sam­men­han­ges die­ses Gel­des mit der Par­tei war.

In ent­spre­chen­der Wei­se bot auch die Mit­glied­schaft im Par­la­ment und hier be­son­ders im Bun­des­tag ein gan­zes Sys­tem lu­kra­ti­ver Ne­ben­ein­nah­men – sei es da­bei nur für die ein­zel­nen Ab­ge­ord­ne­ten per­sön­lich oder mög­li­cher­wei­se auch nur für ih­re Par­tei­en.
In ei­ner Viel­zahl von Aus­schüs­sen las­sen sich ja in re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den Be­ra­tun­gen über neue Ge­set­zes­ent­wür­fe ini­ti­ie­ren, wel­che gan­ze Lob­by­grup­pen zu be­drän­gen ver­mö­gen – sei­en es die Ban­ken, Ver­si­che­run­gen, Che­mie-, Rüs­tungs- oder Au­to­kon­zer­ne, Ölge­sell­schaf­ten, Le­bens­mit­tel­kon­zer­ne oder an­de­re mehr.

In der Lob­by­lis­te des Deut­schen Bun­des­ta­ges sind dann auch al­le je­ne Fir­men­grup­pen mit ih­ren wirt­schaft­li­chen In­te­res­sen­ver­bän­den schon ein­ge­tra­gen und ha­ben so je­der­zeit mit ih­ren Geld­ge­schen­ken Zu­gang zu den Ab­ge­ord­ne­ten.
Der ein­fachs­te Weg, ei­nen Ge­set­zes­ent­wurf, der ei­nem In­du­strie­zweig wirt­schaft­lich we­ni­ger Ge­win­ne ein­brin­gen wür­de, zu boy­kot­tie­ren, ist si­cher­lich im­mer noch der Weg der per­sön­li­chen Geld­über­ga­be: ohne Zeu­gen und in ei­nem neu­tra­len Brief­um­schlag an die Mit­glie­der ei­nes sol­chen Aus­schus­ses – na­tür­lich nicht, ohne zu er­wäh­nen, daß es nur ei­ne klei­ne Auf­merk­sam­keit der Fir­men­grup­pe an die Par­tei ist und un­ter dem Be­wußt­sein, daß es je­ner Fir­men­grup­pe letzt­lich egal ist, ob der Ab­ge­ord­ne­te das Geld je an sei­ne Par­tei wei­ter­lei­tet oder für sich selbst be­hält.

Die Sa­che läßt sich auch nie mehr über­prü­fen, denn die Par­tei­fi­nan­zen sind ja den Be­hör­den nicht zu­gäng­lich – mit Aus­nah­me des Bun­des­tags­prä­si­den­ten und je­ner be­hörd­li­chen Macht­ma­ni­pu­la­tio­nen, mit de­nen sich die eta­blier­ten Par­tei­en mit­tels fin­gier­ter Haus­durch­su­chun­gen per Be­schlag­nah­me der Fi­nanz­un­ter­la­gen der neu­en, un­er­wünsch­ten Par­tei­en be­mäch­ti­gen – wo­bei de­ren Mit­glie­der doch noch gar nicht in je­nen lu­kra­ti­ven Par­la­ments­aus­schüs­sen sit­zen; und wenn es dereinst wirk­lich so wä­re, dann wä­ren sie oh­ne­hin in der Be­stech­lich­keit nicht ge­fuchst ge­nug.

Bis­lang kann der ein­zel­ne Ab­ge­ord­ne­te nach dem Ge­setz sol­che Gel­der von den ver­schie­dens­ten In­te­res­sen­grup­pen ent­ge­gen­neh­men.
Al­ler­dings wird er da­bei schon of­fi­zi­ell an­ge­hal­ten, die­ses Geld ent­we­der an sei­ne Par­tei wei­ter­zu­lei­ten oder es, so­weit er es selbst be­hält, sei­nem Fi­nanz­amt als per­sön­li­che zu­sätz­li­che Ein­nah­me zu mel­den, da­mit es vers­teu­ert wer­den kann.

Nun muß es ja auch bei sol­chen Geld­über­ga­ben nicht ge­ra­de Zeu­gen ge­ben – wie in den Bü­ros der Ab­ge­ord­ne­ten –, und in Er­gän­zung hier­zu bie­ten be­stimm­te Län­der der Welt ge­ra­de um Deutsch­land her­um ei­nen spe­zi­el­len dis­kre­ten Ser­vi­ce des Be­sit­zes von Num­mern-Bank­kon­ten an, von de­ren Exis­tenz nie­mand et­was er­fährt.

Für die be­trof­fe­nen Wirt­schafts­un­ter­neh­men hat sich der Ein­satz dann schon ge­lohnt, wenn die un­er­wünsch­te Ge­set­zes­vor­la­ge wie­der in der Schub­la­de ver­schwin­det oder we­nigs­tens ab­ge­wan­delt, mo­di­fi­ziert, mo­du­liert: ma­ni­pu­liert wird – und schließ­lich ist Be­ste­chungs­geld für Wirt­schafts­un­ter­neh­men ja auch noch steu­er­ab­zugs­fä­hig.








Mit freundlicher Genehmigung des HESSISCHEN LANBOTEN
© 1998-